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Nur ein Hund, Blanka von der Grünau

aber mein Hund und das wußte sie, meine Blanka von der Grünau, geboren am 4.5.96., gestorben am 3.6.98.. Sie ist nur zwei Jahre alt geworden und war doch schon ein "alter Hase" in ihren Bemühungen uns Menschen zu erziehen.

Zum ersten Mal haben wir sie auf der Ausstellung in Woiznach mit ihrer Züchterin, Frau Müller gesehen. Sie war damals schon 5 Monate alt. In dieser lauten Halle, mitten im Stress des Hundegebells, am Rande des Ausstellungsrings auf den Boden liegend, ihre Züchterin genau beobachtend schien nichts auf der Welt sie aus der Ruhe bringen zu können. Menschen, Hunde stiegen über sie hinweg, als wenn es nichts Normaleres auf dieser Welt gab. Gegen Ende der Ausstellung, als nur noch wenige Hunde da waren, fand sie einen Golden Retriever mit dem sie nach Herzenslust spielte. Wir kamen ins Gespräch und waren uns nach kurzer Zeit einig, daß Blanka unser neues Familienmitglied werden würde. Damals hatten wir gerade unsere Mäderl, ein Gordonsettermischling nach dreizehn Jahren verloren. Blanka begleitete uns sofort, als hätte sie damals schon verstanden, daß von nun an wir für sie zuständig sein würden. Nach einer langen Autofahrt riefen wir bei Frau Müller noch einmal an, um ihr zu sagen, daß alles in Ordnung gegangen sei.

Dann fing unser Erziehung an, wohlgemerkt nicht Blankas sondern unsere. Die erste Lektion war: "Hunde schlafen nicht alleine!". Trotz einiger verbrachter Nächte auf dem Boden im Nebenzimmer konnten wir nicht umhin, ihr nach zwei Wochen einen Schlafplatz in unserem Zimmer einzuräumen. Vom ersten Abend an sollte sie sich und von da an jeden Abend, zusammenrollen und einen Stoßseufzer zum Himmel schicken: "Endlich haben sie verstanden!"

Diese Seufzer gehörten zu ihrem Kommunikationsrepertoire. Wir wußten so immer sofort, wenn wir einen Fehler machten. Jeder Befehl, der ihr gegen den Strich ging, wurde zwar ausgeführt aber mit diesem langen pfeifenden Seufzer quittiert.

Bereitwillig und mit viel Freude lernten wir gemeinsam auf dem Hundeplatz. Besonderen Spaß hatte sie bei den Agilitygeräten. Ob Wand, Wippe, Tunnel oder Steg Blanka begriff ziemlich schnell, was sie tun sollte und tat es gern. Die Hundetrainerin glaubte damals, daß sie sich fürchtete oben auf dem Steg, weil sie so flott unterwegs war und ließ sie stehen bleiben. Der Effekt war ein Schwanzwedeln. Der Blick von oben war für sie ein Genuß. Leider konnten wir zeitlich nicht mehr in diese Richtung tun, weil wir mit dem Umbau unseres Hauses begannen.

Dann mußte sie ihren Menschen § 1 des Hunderechts noch einmal einbleuen. "Ich will nicht alleine bleiben, nie!!!"

Immer wenn ich auf die Baustelle ging und den Hund drei Häuser weiter zurückließ, dauerte es nicht lang und sie war neben mir. Binnen kurzem hatte sie begriffen, daß Türen, egal ob nach innen oder außen, schwer oder leicht, zu öffnen sind. Wir hatten keine guten Karten und so blieb sie nicht alleine und durfte mit: mitgehen, mitfahren, mit Fahrrad fahren einfach mit - das war das magische Wort.

Im neuen Haus fanden wir dann endlich Ruhe, glaubten wir, denn nun fing Blanka zu reden an. Nicht Bellen, das nur, wenn es die Situation erforderte, nein reden, sich mitteilen, in Form von Jaulen und Spielknurren. Sobald ihr fad war und sie das Bedürfnis nach Action oder Fressen etc. verspürte, teilte sie uns das lautstark mit und das war oft. Was das Fressen anging, löste sie ihr ständiges Hungerproblem mit regelmäßigen Besuchen bei den Damen der Nachbarschaft und den Misthaufen. Natürlich wollte ich etwas gegen den immer runder werdenden Hund unternehmen, denn wir wollten noch auf einige Ausstellungen gehen, schließlich hatten wir ja vor mit ihr zu züchten. Leider waren meine Maßnahmen nicht sehr fruchtbar, denn wer kann Setteraugen schon wiederstehen.

Bei der Anlagenprüfung im April dieses Jahres schnitt sie mit einem sehr gut ab, verpasste um einen Punkt das vorzüglich und zeigte mir zum ersten Mal richtig, was in ihr steckte. Die Prüfer damals waren voll des Lobes und rieten mir sie auch jagdlich arbeiten zu lassen.

Ein anderer Charakterzug, nicht gerade eine jagdliche Qualität war ihr Schlafbedürfnis. Immer wenn sie müde war, öffnete sie sich die Schlafzimmertüre und ging in ihren Korb, wenn wir Glück hatten, sonst auf unser Bett. Dauerte der vorabendliche Wirtshausbesuch zu lange und gingen wir nicht nach ihrer dritten oder vierten Aufforderung nach Hause (trotz hörbarer Seufzer), schlief sie sich am nächsten Morgen einfach aus. Sollten die Menschen doch mit vier Stunden Schlaf auskommen, sind sie ja selbst Schuld, sie blieb jedenfalls im Bett. Zum Mittagessen rief ich sie dann. Das waren die einzigen Tage an denen sie mich mit ihrer Abwesenheit strafte.

Ihre große Leidenschaft, abgesehen von Spazierengehen, Fasane jagen, Rennen, Umhertollen mit den Kindern etc. war das Verbellen der Motorboote. Dazu muß man wissen, daß wir am Ufer der Donau wohnen und vor der Haustüre der Wassersportverein sein Boot liegen hat. Im Sommer starten von hier aus die Runden zum Wasserskifahren. Für unsere Blanka die große Freude, denn jedes Mal wenn der Motor losstartete, rannte sie am Ufer entlang und verbellte die Boote. Es war für sie jedes Mal ein Erfolgserlebnis und wir dachten uns auch nichts dabei.

Verbunden mit ihrem Mut, wurde ihr das aber letztendlich auch zum Verhängnis. Bei unserem letzten Spaziergang hörte sie das Herannahen eines großen Holzfuhrwerks mit Hänger und rannte los, bevor ich noch "Hier!" schreien konnte.

Blanka hatte mit ihren zwei Jahren schon Charakterzüge und Eigenarten, wie ich sie bis jetzt nur bei älteren Hunden erlebt habe. Sie war eine Persönlichkeit und wir alle vermissen sie sehr.


Blanka "von der Grünau"

Juni 1998, von Annik Hoffmann.

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